Page 23 - Karnevalszeitung KG 1880 Gladbach
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Die Fassenacht
in den Jahren 2020 und 2021
Mit den Worten „Bat Nau“, täglich
laut ausgesprochen, hätte alles ge-
sagt sein können. Doch so schnell
lässt man sich in der Glabbacher
Fassenacht nicht unterkriegen.
Tagte die Redaktion (hier stellte
sich die kleine Größe als Gewinn
heraus, da die Treffen dann auch
legal stattfi nden konnten) bereits
im Mai 2020 erstmals, um die
Ausgabe der Gladbacher Kar-
nevalszeitung 2021 vorzube- Initialzündung. Die einge-
reiten (der eigentliche Grund schlafene Redaktion hatte fi x
ist die langsame Kaufunktion eines noch eine Notausgabe ent-
Mitgliedes der Redaktion; auch er sollte worfen und herausgebracht,
zum 11.11.2020 mit dem Essen fertig der im Sommer 2020 neu formierte Vorstand
sein ), ging man naiv davon aus, dass die schnell noch Videobotschaften entworfen und
Pandemie zur Jahresmitte überwunden so ging es weiter.
sein würde. Der Rest an dieser Stelle ist
Geschichte. Der Vorstand der KG hatte Die Möhnen in Gladbach konnten da natür-
die für April 2020 geplante Jahreshaupt- lich nicht abseits stehen. Auch sie überlegten
versammlung in Abstimmung mit dem für fi x, was getan werden konnte. Die Idee der
das Vereinsregister für Gladbach und Neu- Kirmesgesellschaft aus dem Jahre 2020
wied zuständige Amtsgericht in Montabaur aufgreifend, wurden „Schwerdonnerstags-
zunächst verschoben. Dann wurden Pläne pakete“ für die Vereinsmitglieder gepackt
gemacht, mit wie vielen Personen man rech- und an Schwerdonnerstag an die Damen
net (womit rechnet man, wenn man keine Al- (und einige Herren) verteilt. Wie ge-
ternative hat? Kommen alle Vereinsmitglieder, wohnt wankten die Möhnen dann durch
kommen weniger als die übliche Anzahl? Auch das Dorf, als wäre nichts gewesen. Nur
die übliche Anzahl stellte die Organisation eines die Määschder Mussigg hätt gefählt.
Hygienekonzeptes vor große Herausforderun- Das an Rosenmontag stattfi ndende
gen!). Die Prinzengarde plante ein Jubiläumsfest, Wecken wurde nur von zwei Weck-
an deren Anschluss das aus der Prinzengarde her- männern durchgeführt, die Getränke
vorgehende Viergestirn die närrische Herrschaft bei den närrischen Honoratioren im
übernehmen sollte. Auch bei den Möhnen stand Freien getrunken. Passend dazu war das Wetter zu
eine Obermöhn in den Startlöchern, um die immer Tränen gerührt. Wir auch.
noch amtierende Obermöhn Cornelia I. (gefühlt seit Ade- Um 11 Uhr gab es einen Donnerschlag. Musik auf den Straßen
nauer im Amt) abzulösen. Auch hier wurde hin und her überlegt. am Zugweg des Rosenmontagszuges. Unser närrisches Viergestirn
Man konnte gerade noch Helferfeste organisieren (klassisch bei ging – auf Abstand und mit Maske – mit einem Ghetto-Bluster
den Möhnen und der KG im ausgehenden Sommer nach den Som- durch das Dorf. Abgespielt wurden typische Musiken, wie sie die
merferien), dann kamen sukzessive die Absagen von Proklamation Musikvereine während des Rosenmontagszuges spielen. Die Leute
und Sitzungen.
staunten und rissen beim Kochen die Fenster auf (es waren viele zu
Letztendlich wissen viele, wie es bislang gegangen ist, aber keiner Hause. Die Kinder hatten keine Schule, die ohne Kinder kochten
weiß genau, wie es weiter geht. Allen Aussagen unserer Politiker zum sowieso. Wo sollte man denn auch hin?). Ein Halt am neuen karne-
Trotz, die durch tägliche Abwägungen immer neue Regeln erfi nden valistischen Hotspot in der Spitzwegstraße und der Holbeinstraße
und defi nieren und uns ein Ende ist Aussicht stellen. Letztendlich hatten die dort wohnenden Honoratioren für die vier Fußgänger
ruft die Redaktion aber dazu auf, immer schön weiter optimistisch Schirme aufgestellt und reichten ein Getränk. So stampften die
in die Zukunft, auch die karnevalistische, zu schauen. Wenn man vier bis zum Ende des traditionellen Zugweges (na gut. 300 Meter
nichts vorbereitet (hat), steht man plötzlich vor der Situation, nichts vorher bogen sie ab).
improvisieren zu können. Somit nahm die Gladbacher Fassenacht Für den November 2021 konnte die KG dann immerhin die
neuen Schwung, sobald klar war, dass die KG eine Online-Sitzung Proklamation des neuen Viergestirns vornehmen (siehe Bericht
vorbereitet, die dann im Internet gestreamt wurde. Zeitweise mehr Seite 17). Mittlerweile ist auch entschieden, dass die Saalveran-
als 500 eingeloggte Gecke aus nah und fern nahmen teil. Da die staltungen auch 2022 abgesagt werden. Auch in diesem Jahr wird
wenigsten alleine vor dem PC oder Fernseher saßen, schätzen wir wieder eine Online-Sitzung stattfi nden. Diesmal sind ausschließlich
mal vorsichtig eine Zuschauerzahl in Höhe von 1500 Personen. Es aktuelle Beiträge geplant.
mögen mehr gewesen sein. Das wären nach herkömmlicher Art 5
Sitzungen in Gladbach gewesen. Schön war auch, dass man neben Es wäre zumindest schön, wenn Petrus am Rosenmontag etwas bes-
dem Sitzungsprogramm die Social Media im Blick haben musste. seres Wetter hervorholen würde…. Dann würden die Häuser schön
Man erkundigte sich nebenbei (gefühlt führend: Freisbergs Melli geschmückt werden. An Rosenmontag werden die Glabbacher
„Zuckermell“ aus Bad Nenndorf bei Hannover hundertmal die Fra- Gecken jedenfalls aufstehen und laut rufen:
ge: „Wer ess dat?“), wer denn da gerade zu sehen sei. Dem Alter
der zitierten Dame entsprechend, musste man teilweise schon in Glabbach Bat Nau!
die Generation der Großeltern zurück. Dies konnte nur von ei-
nem beantwortet werden). Dennoch war diese Entscheidung eine
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